Andreas Petersell

Das Fest der Bedeutungslosigkeit

Andreas Petersell am 11.09.2015

Ich habe ein kurzes Büchlein gelesen, welches ohne jeden Plot auskommt. Also das Gegenteil von Jo Nesbö. Aber da es von Milan Kundera war, geht das in Ordnung. Er hat sich mit seinen 83 Jahren einfach das Theater drumherum erspart.

Die Bedeutungslosigkeit ist die Essenz der Existenz. Sie ist überall und immer bei uns. Sie ist sogar dort gegenwärtig, wo niemand sie sehen will: in den Greuel, in den blutigen Kämpfen, im schlimmsten Unglück. Das erfordert oft Mut, sie unter dramatischen Umständen zu erkennen und bei ihrem Namen zu nennen. Aber es geht nicht nur darum, sie zu erkennen, man muss sie lieben, die Bedeutungslosigkeit, man muss lernen, sie zu lieben. Atmen Sie diese Bedeutungslosigkeit ein, die uns umgibt, sie ist der Schlüssel zur Weisheit, sie ist der Schlüssel zur guten Laune.

— Milan Kundera: Das Fest der Bedeutungslosigkeit
München 2015